Wirtschaftlicher Drahtseilakt für viele Unternehmen

Neben einer verschlechterten Geschäftslage und fehlendem Personal sinkt auch die Umsatzprognose der Betriebe. Gleichzeitig sind immer weniger Betriebe für Investments offen, was auch Auswirkungen auf den Kreditmarkt hat. "Große Sprünge" sind in 2024 jedenfalls nicht zu erwarten.


Die Geschäftslage in Österreich gestaltet sich von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Insgesamt bewerten 50 Prozent der in Österreich tätigen Unternehmen ihre Geschäftslage laut aktueller Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 mit sehr gut oder gut. Das sind um vier Prozentpunkte weniger als im Frühjahr des Vorjahres. Während 56 Prozent der Industriebetriebe ihre wirtschaftliche Situation positiv bewerten, sind es im Handel (45%) um elf Prozentpunkte weniger.

Gleichzeitig scheint der Optimismus zu schwinden, dass es im heurigen Jahr wesentliche Verbesserungen geben könnte. Lediglich ein Viertel der rund 1.200 befragten Unternehmen erwartet, dass sich ihre Geschäftslage im Jahresverlauf verbessern wird. Dabei fällt auf, dass die Gründe für den Abwärtstrend zunehmend vielfältiger werden. Insbesondere die Themen Inflation und Preissteigerungen auf Lieferantenseite sorgen in den Unternehmen für gehörig Kopfzerbrechen. Hinzu kommen hohe Energiekosten und eine sinkende Auftragslage.

"Die vergangenen Jahre stecken vielen Unternehmen tief in den Knochen. Zudem erreicht die Anzahl an negativen Einflüssen ein Ausmaß, das es den Betrieben erschwert, sich aus der Abwärtsspirale zu befreien", erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in den Umsätzen: Während für das Vorjahr noch 49 Prozent der Befragten erhöhte Umsätze vermelden, erwarten heuer nur noch 31 Prozent, dass es in dieser Tonart weitergeht.

57 Prozent fehlt Personal – Angst vor gesundheitlichen Folgen wächst

Der Arbeitskräftemangel ist in Österreichs Wirtschaft auch im Jahr 2024 allgegenwärtig. Sechs von zehn Unternehmen fehlen Arbeitskräfte, was mittel- und langfristig systemgefährdend sein kann. Die Folgen des Arbeitskräftemangels sind mannigfaltig und wirken sowohl nach innen und außen. Hohe Zusatzbelastungen für bestehende Mitarbeiter, steigende Kosten, um Mitarbeiter zu halten und Umsatzeinbußen infolge von Aufträgen, die aus Ressourcengründen abgelehnt werden müssen, zählen zu den häufigsten Auswirkungen.

"In Gesprächen und Umfragen, die wir mit den Unternehmen führen, rückt das Thema Gesundheit immer häufiger in den Fokus. Die Zahl jener, die sich aufgrund der anhaltend hohen Belastungen um die körperliche und geistige Fitness ihrer Mitarbeiter aber auch um ihre eigene Gesundheit massive Sorgen macht, wächst täglich", so Vybiral. "Sehr viele sind an ihre Belastungsgrenze gestoßen, was nicht nur für die Person selbst oder das jeweilige Unternehmen entscheidend ist, sondern auch die Widerstandsfähigkeit des gesamten Gesundheitssystems auf eine harte Probe stellt."


Investieren, aber nicht um jeden Preis

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist es den österreichischen Unternehmen in den vergangenen Jahren gelungen, ihre Eigenkapitalausstattung zu verbessern. 57 Prozent (+ 6 % gegenüber 2023) der Betriebe bewerten ihre aktuelle Eigenkapitalsituation mit sehr gut oder gut. Gleichzeitig sehen 42 Prozent der Befragten die Entwicklung innerhalb der vergangenen drei Jahre positiv. Trotzdem sinkt die Investitionsfreude. Grund dafür, dürften vor allem die Bandbreite an Herausforderungen und wirtschaftlichen Ungewissheiten sein, die Unternehmen deutlich vorsichtiger planen lassen. Demzufolge haben lediglich 17 Prozent (2023: 21 %) der Betriebe Investments für dieses Jahr fest eingeplant, weitere 41 Prozent (49 %) machen etwaige Investments von der kurz- und mittelfristigen Geschäftsentwicklung abhängig.

Parallel dazu steigt der Anteil von jenen, die keine Investitionen ins Auge fassen von 30 auf 42 Prozent. Ein Lichtblick: Von jenen Unternehmen, die Geld in die Hand nehmen möchten, wollen 55 Prozent die Investitionen dazu nutzen, um den eigenen Betrieb weiterzuentwickeln und innovativer auszurichten. Die generell rückläufige Investitionsbereitschaft führt jedoch dazu, dass die Zahl der Kreditaufnahmen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken ist – und zwar von 20 auf neun Prozent. Demzufolge erwägt gerade einmal jeder zehnte Betrieb, im Jahr 2024 einen Kredit aufzunehmen.

"Insgesamt scheinen Österreichs Unternehmen dem Thema Kredit aktuell eher reserviert gegenüberzustehen. Schon jetzt scheint klar zu sein, dass es am Ende des Jahres deutlich weniger Kreditvergaben geben wird als zuletzt", so Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH.

Fehlanzeige: Kaum Fokus auf Cybersicherheit

Eine seit Jahren stark steigende Internetkriminalität und eine im Oktober 2024 in Kraft tretende EU-NIS2-Richtlinie sollten ausreichen, warum Unternehmen einen Fokus auf ihre betriebliche Cyber- und IT-Sicherheit haben sollten. Dass das in der Realität nicht ganz so ist, zeigen die aktuellen Umfrageergebnisse: 64 Prozent der Unternehmen sind die Auswirkungen der kommenden NIS-Richtlinie nicht bewusst. "Wer zukünftig keine relevanten Mindeststandards puncto Cyber- und IT-Security vorweisen kann, wird ab Oktober 2024 keine Geschäfte mit der ‚kritischen Infrastruktur‘ tätigen können", so Vybiral. Umso besorgniserregender ist es, dass 41 Prozent kaum oder gar keine Vorkehrungen treffen, obwohl aufgrund ihrer Geschäftstätigkeit Bedarf bestünde, den eigenen Betrieb NIS2-konform auszurichten.

www.ksv.at

 


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